Als Menschenrechte werden subjektive Rechte bezeichnet, die jedem Menschen gleichermaßen zustehen. Das Konzept der Menschenrechte geht davon aus, dass alle Menschen allein aufgrund ihres Menschseins mit gleichen Rechten ausgestattet und dass diese egalitär begründeten Rechte universell, unveräußerlich und unteilbar sind. Das Bestehen von Menschenrechten wird heute von fast allen Staaten prinzipiell anerkannt. Die Universalität ist gleichwohl Grundlage politischer Debatten und Auseinandersetzungen.
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Die deutsche Bevölkerung erfreut sich auch deshalb eines so hohen Wohlstandes, weil sie auf billige Rohstoffe und billige Arbeitskraft in den Ländern der dritten Welt zurückgreifen kann. Wie aber reagiert Deutschland auf die Not der anderen? Die derzeitige Debatte in den sozialen Netzwerken, in den Medien und in der Politik zur Fluchtbewegung vermittelt nicht das Bild von Anteilnahme und Hilfsbereitschaft. Lamentiert wird stattdessen über die eigenen Opfer und Kosten. In Haiti backen Menschen Plätzchen aus Sand. Wir aber schämen uns nicht darüber zu klagen, dass aufgrund der durch uns mit verursachten Kriege mehr Flüchtlinge zu uns kommen. Das Bild des ertrunkenen syrischen Kindes ist Sinnbild dieses Landes und dieses Europas geworden. Derweil begeben sich Biedermänner und -frauen angesichts der Vorfälle von Köln in eine kollektive Opferrolle, während nur wenige Flugstunden entfernt Menschen ertrinken, durch Bomben zerfetzt, vergewaltigt oder ermordet werden. Das Land der Egoisten will den Ertrinkenden keine Rettungsringe, sondern Stacheldrähte entgegenwerfen.
Muammar Gaddafi prophezeite dem Westen den Aufstieg von al-Qaida in Nord-Afrika und Terroranschläge in Europa. Er sagte zu Tony Blair, dass Libyer sterben, aber auch der Rest der Welt leiden werde. Mittlerweile ist die libysche Gesellschaft zerstört. Das einstmals wohlhabendste Land Afrikas mit dem höchsten Human Development Index (HDI) des Kontinents ist Opfer von Banden sich bekriegender Milizen, Terroristen, Kriminellen und Parallelregierungen geworden. Mit den Anschlägen von Paris und Istanbul erfüllt sich auch der zweite Teil der düsteren Prophezeiung des libyschen Revolutionsführers. Doch anstatt nun umzukehren, Verantwortung für die eigenen Fehler zu übernehmen und zu einer Politik der weltweiten Solidarität und Menschlichkeit zu finden, reagiert ein Europa der Egoisten auf den Terror mit der Perfektionierung der Abschottung gegenüber dem durch uns mit verursachtem Leid der anderen. So sind wir in Europa längst in gemeinsamer Menschenverachtung vereint mit unseren ärgsten Gegnern von al-Qaida und dem Islamischem Staat (ISIS).
Kriminelle Ausländer sollen abgeschoben werden, lautet die allseits erhobene Forderung. Nach dieser Logik wäre es offenbar ein Gewinn, wenn Straftaten auf andere Länder verlagert werden. Dies erinnert an die Abschiebung islamistischer Fundamentalisten in Länder, die breits genug mit Terrorismus und Krieg zu kämpfen haben. Manche nennen dies "notwendige Härte", andere nennen es "Terrorexport made in Germany". In der aufgeregten Diskussion werden Maßstäbe verkannt und Prinzipien des Rechtsstaates über Bord geworfen. Die eigentlich wesentliche Frage, wie sexuelle Übergriffe und andere Straftaten verhindert und Täter gebessert werden können, geht in der Diskussion unter. Dabei zeigt der internationale Forschungsstand eindrücklich auf, dass Maßnahmen der Härte bei der Kriminalitätsprävention unwirksam sind, aber durch wissenschaftlich begründete und maßvolle Interventionsmaßnahmen Rückfälligkeit signifikant abgesenkt werden kann. Es ist in Anbetracht der Vorfälle von Köln an der Zeit, den Populisten nicht mehr das Feld zu überlassen, sondern für wirksame Maßnahmen der Kriminalitätsprävention zu plädieren.
Die FAZ weist jeden Vergleich der sexuellen Übergriffigkeit und Gewalt in Köln mit grassierender sexueller Übergriffigkeit und Gewalt auf Massenveranstaltungen und in anderen Menschenmengen als unwahr und Kleinredung der Kölner Übergriffe zurück. In Wirklichkeit stützt sich die FAZ jedoch auf nicht aussagekräftige Zahlen und redet selbst das gesamtgesellschaftliche Problem sexueller Übergriffigkeit und Gewalt klein. Die Chance wird verpasst, aus den Übergriffen in Köln zu lernen und der Prävention sexueller Übergriffigkeit und Gewalt, die bereits in den Schulen beginnen muss, endlich den Platz einzuräumen, der ihr gebührt.
Die Empörung über die Straftaten in Köln gründet sich nicht auf eine Besorgnis über sexuelle Gewalt, sondern auf rassistische Vorurteile, für deren Verbreitung nunmehr die Opfer sexueller Gewalt instrumentalisiert werden. Es grassiert ein Klima der Vorverurteilung und Sippenhaft, welches allen Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit widerspricht. Gleichzeitig werden der Öffentlichkeit Ermittlungsergebnisse, die rechtsstaatlichen Prinzipien entsprechen, vorenthalten. Dadurch werden Gerüchte und anonyme Denunziationen gefördert. Hieran beteiligt sich auch die Politik, die aus Opportunismus dem Gerede von der Einzigartigkeit der Vorfälle nicht widerspricht, wodurch sie gleichzeitig die alltägliche sexuelle Übergriffigkeit und Gewalt bagatellisiert. Zu verzeichnen ist ein Mangel an rechtsstaatlicher Reife, der sich immer mehr droht, mit rassistischen Ressentiments zu einem explosiven Gemisch zu verbinden. Wenn demnächst einige Menschen mit dunkler Hautfarbe zur Strafe für die Vorfälle in Köln erschossen werden oder weitere Asylbewerberheime brennen werden, braucht dies in Anbetracht des derzeitigen Klimas der Hetze niemanden zu wundern.
In Köln ist es am Silvester-Abend zu systematischen sexuellen Übergriffen auf Frauen gekommen. Anstatt über die Notwendigkeit für eine bessere Prävention und Bekämpfung sexueller Gewalt zu diskutieren, nehmen aber interessierte Kreise diese Straftaten zum Anlass, um gegen Flüchtlinge und Muslime zu hetzen. Damit bagatellisieren sie gleichzeitig das bestehende Problem mit sexueller Gewalt, die sich nämlich in trauriger Regelmäßigkeit gerade auch bei Massenveranstaltungen zeigt, insbesondere dann, wenn Alkohol mit im Spiel ist.
Saudi-Arabien unterdrückt im Inneren jeden Widerstand gegen seine radikale wahabitsche Staatsideologie und greift dabei auch zu den Mitteln von Exekution, Enthauptung und Kreuzigung. Dennoch betrachten die westlichen Staaten Saudi-Arabien, welches weltweit für die Ausbreitung eines fundamentalistischen Islam eintritt, als engen Verbündeten und liefern Waffen in großer Zahl. Indem sich die westlichen Staaten auf den Tauschhandel "Öl gegen Menschenrechte" einlassen, verraten sie die eigenen viel beschworenen Werte. Indem sie Terrorkriege, wie den Krieg gegen den Jemen, mit unterstützen, werden sie letztlich auch selbst zu Unrechtsstaaten.
Verfasser Guido F. Gebauer argumentiert, dass Einreise- und Niederlassungsbegrenzungen und die zu ihrer Vollstreckung agierende Abschiebungsmaschinerie eine oft verkannte globale Menschenrechtsverletzung darstellen, die Lebensrechte an Staatsangehörigkeiten und Papiere binde. Die Bürokratie zur Verhinderung von Einreisen und zur Durchführung von Aufenthaltsbeendigungen bringe dabei nicht nur großes Leid über die Betroffenen, sondern mindere zudem die Motivation der reichen Staaten, sich um eine gerechtere Verteilung des weltweiten Wohlstandes zu bemühen. Dadurch werde die Basis für die Aufrechterhaltung von Ausbeutung, Armut und Welthunger geschaffen. Die Mitarbeiter der Abschiebungsmaschinerie fungierten wie Rädchen in einem Getriebe, welches die Lebensperspektiven von Menschen vernichte, ohne dafür die Verantwortung übernehmen zu wollen. Ähnlich wie bei anderen Unrechtssystemen, wie der Sklaverei, könne auch bei Einreiseverweigerungen und Abschiebungen nur ihre konsequente Abschaffung den Menschenrechten zur Gültigkeit verhelfen.
Amnesty International hat einen erschütternden Bericht vorgelegt, gemäß dessen die Türkei begonnen hat, syrische Kriegsflüchtlinge illegal zu inhaftieren, von ihren Familien zu trennen, zu misshandeln und nach Syrien zu deportieren. Augenzeugen berichten, dass Deportierte mit verbundenen Augen von islamistischen Milizen abgeführt wurden oder sogar in Gefangenschaft von al-Qaida gerieten. Die deutsche Bundesregierung und die Regierungen der anderen EU-Staaten tragen für dieses Verbrechen an syrischen Flüchtlingen, welches alle Maßstäbe der Menschlichkeit außer Kraft setzt, Mitverantwortung. Die illegalen Deportationen syrischer Flüchtlinge in den potentiellen Tod und ihre de facto Auslieferung an islamistische Milizen und al-Qaida können als Ausdruck einer Abschreckungsstrategie verstanden werden, die in letzter Konsequenz die Vernichtung von Menschenleben zum Zwecke der Abschottung der EU-Außengrenzen bedeutet. Die europäischen Union hat in der durch Krieg bedingten Flüchtlingskrise somit endgültig jedes Maß an Anstand und Menschlichkeit verloren.
Deutschland ist in den Krieg in Syrien eingetreten. Doch dieser Krieg dient weder der Humanität noch der Vernunft. Denn die Flüchtlinge, die vor der kriegerischen Eskalation fliehen, sollen nicht aufgenommen werden und gleichzeitig ist die ISIS so nicht zu besiegen. Erforderlich wäre es, in Syrien alle nicht-dschihadistischen Kräfte, auch Assad, an einen Tisch zu bringen, um ISIS isolieren und besiegen zu können. Dies müsste mit Garantien für die Einhaltung der Menschenrechte verbunden werden. Gleichzeitig müssten sichere Flichtwege eröffnet und alle Flüchtlinge aufgenommen werden. Stattdessen setzt die Bundesregierung unter Angela Merkel auf eine Kollaboration zur Grenzsicherung mit der Türkei. Außerdem will sich keiner der beteiligten westlichen Staaten das Scheitern ihrer Syrien-Politik dess bewaffneten Kampfes zum Sturz Assads, aus dem ISIS entstand, eingestehen. Gesichtsbewahrung ist wichtiger als Frieden. Dies macht deutlich, dass das deutsche Engagement ausschließlich egoistisch motiviert ist und keinen humanitären Zielen dient. Entsprechend wird auch das Bündnis mit Saudi-Arabien unverdrossen fortgesetzt und der Krieg im Jemen, der Millionen Menschen vertrieben hat und aktuell mit Hunger bedroht, weiterhin gerechtfertigt. Bereits jetzt ist zudem vorhersehbar, dass im Falle eines Terroranschlages in Deutschland, dessen Risiko durch die Politik der Bundesregierung jetzt erhöht wird, die Flüchtlinge als Sündenböcke verantwortlich gemacht zu werden drohen.
Dieser Tage hält die Alternative für Deutschland (AfD) in Hannover ihren Delegiertenparteitag ab, gegen den ein Bündnis unter dem Motto "Bunt statt Braun" demonstrierte. Die Afd´ler geben sich als Biedermänner, wirken aber als geistige Brandstifter, deren Opfer die Schwächsten der Schwachen, Kriegsflüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan sind. Die AfD steht damit für eine Politik der konsequenten Entsolidarisierung und Entmenschlichung. Sie erhält Unterstützung von denjenigen, die desinformiert sind oder eine Politik des nationalen Egoismus begrüßen, die den Tod von Menschen in Kauf nimmt. Die geistige Nähe zur NPD, die aus dem Zitat ihres ehemaligen Vorsitzenden Voigt deutlich wird, der wegen Verherrlichung der Taten der Waffen-SS und Volksverhetzung verurteilt wurde, ist dabei keine Fiktion, sondern Realität. Hinter ihrer kleinbürgerlichen Fassade - das zeigt ihre Flüchtlingspolitik - verbirgt sich das alte, braune Gedankengut, welches noch niemals davor zurückscheute, vom Leid anderer Menschen profitieren und mit Hetze Politik machen zu wollen. Es ist den Flüchtlingen und unserer Gesellschaft zu wünschen, dass der Durchmarsch rechtsradikalen Gedankenguts in die bundesdeutsche und europäische Politik gestoppt werden kann.
Bei einem Aufenthalt in Kambodscha fiel dem Verfasser das gut sichtbare und friedliche Miteinander von Buddhismus und Islam auf. Anders als in Deutschland werden in Kambodscha Moscheen nicht in Hinterhöfen versteckt, der Gebetsruf erschallt gemeinsam mit den Gesängen aus buddhistischen Klöstern und niemand fühlt sich durch die andere Religion bedroht. Würden wir dies von Kambodscha lernen, wären die Aussichten hoch, dass es uns gelingen könnte, der Entstehung und Ausbreitung von Terror einen wirksamen Riegel vorzuschieben. Überlassen wir aber Pegida, AfD und den anderen politischen Profiteuren des Terrors das Feld, werden wir die Chance für einen toleranteren, friedlicheren und freundlicheren Umgang miteinander verspielen und damit den Interessen von ISIS und anderen Terrorgruppen entsprechen.
Auf Menschenrechte.eu berichten wir regelmäßig über die unmenschlichen Auswirkungen einer Politik, die auf die Abschottung Eruopas gegenüber den Flüchtlingen und militärische Interventionen zum Sturz von Regierungen setzt. Ebenfalls berichten wir über die Gefahr von Islamphobie und Islamhass, die sich als Religionskritik tarnen, aber der Verbreitung von Hetze und Vorurteilen dienen. Deshalb haben wir diesen kurzen Selbsttest entwickelt, der gleichzeitig dazu in der Lage ist, Vorurteile zu korrigieren. Wir werden die Daten ausführlich hier publizieren, aber bereits jetzt ist erkennbar, dass eine Reihe von Menschen erreichbar sind und nach dem Selbsttest anders denken als zuvor. Es ist insofern explizit erwünscht, diesen Selbsttest gerade auch Menschen bekannt zu machen, die bereits Vorurteile entwickelt haben: HIER ZUM SELBSTTEST!
Eine Studie des Institute für Economis and Peace in London zeigt, dass die Anzahl der durch Terrorakte getöteten Personen 2014 dramatisch zugenommen hat und ein Allzeithoch erreicht hat. Seit 2000 hat sich die Anzahl der Terroropfer verneunfacht. Der Krieg gegen den Terror ist demnach gescheitert und wurde von wachsendem Terror begleitet. Nahezu 100% der Terrorfolgen im Hinblick auf Todesopfer werden zudem durch Gesellschaften getragen, die nicht zur westlichen Staatengemeinschaft gehören. Hauptbetroffene sind Syrien, Irak, Afghanistan, Nigeria und Pakistan. Empörung und Anteilnahme, die jetzt die Opfer von Paris begleiten, wurden und werden der überwältigenden Mehrheit der nicht-westlichen Opfer vorenthalten, als ob westliches Leben wertvoller und nicht-westliches Leben minderwertig wäre. Indem nun sogar für eine verschärfte Abschottung gegenüber den Geflüchteten plädiert wird, werden Opfer zu Täter gemacht und es wird das Werk der Terroristen betrieben, die auf eine entsolidarisierte Welt setzen, die die Menschen in lebenswert und nicht lebenswert unterteilt. Statt einem "weiter so" ist eine Umkehr und Rückbesinnung auf universale Werte der Menschlichkeit und Solidarität notwendig, wenn der Terror besiegt werden soll.
Der französische Staatspräsident FrançoisHollande will mit Erbarmungslosigkeit auf den Massenmord von Paris reagieren. Doch eben solche Erbarmungslosigkeit liegt dem Anschlag zugrunde und wird den Terror nicht wirksam bekämpfen können. Die Grundlage für den ISIS-Terorr wurde geschaffen als sich die westliche Staatengemeinschaft gemeinsam mit den Golf-Monarchien für eine Politik der militärischen Konfrontation und des gewaltsamen Regimewechsels im Nahen Osten entschied. Die Vorstellung, der Terror werde auf andere Völker begrenzt bleiben und man könne sich selbst vor ihm abschotten, war von Anfang an naiv und zum Scheitern verurteilt. Nur eine Umkehr zu Rechtsstaatlichkeit, Diplomatie und Kompromissbereitschaft könnte es mittel- bis langfristig ermögichen, das Rekrutierungsreservoire des Terrors trocken zu legen.
Während die Staaten der westeuropäischen Union und die Bundesrepublik Deutschland sich weiterhin gegen Flüchtlinge abschotten, wird im Jemen unter Beteiligung der gleichen Staaten die nächste Flüchtlingskatastrophe erzeugt. Der Jemen wird durch einen durch den Westen und auch durch die Bundesrepublik Deutschland unterstützten saudischen Krieg in einen failed state verwandelt. Bereits 1,5 Millionen Menschen mussten ihre Wohnorte verlassen, Millionen Menschen sind von Hunger bedroht, tausende Zivilisten wurden durch Bombenangriffe der saudischen Koalition, auch mit Clusterbomben, getötet, wobei die Bomber durch die USA in der Luft aufgetankt werden. Zur Kriegskoalition gehört auch der Sudan, dessen Präsident wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit per Haftbefehl aus Den Haag zur internationalen Fahndung ausgeschrieben ist. Derweil erleben al-Qaida und ISIS im Windschatten des Konflikts einen Aufstieg. Amnesty International hatalle Waffen liefernden Staaten aufgerufen, ihre Waffenlieferungen an die saudischen Kriegsallianz zu stoppen. Doch während der Ruf nach Abschottung gegenüber den Geflüchteten europaweit und weltweit erschallt, stößt dieser Appell auf taube Ohren. Wie viele Menschen im Jemen werden noch getötet, verletzt oder zur Flucht getrieben werden, bis dieser Krieg beendet wird?
Bisher werden die westlichen Staaten ihre Verantwortung für die Kriege und Bürgerkriege in Libyen, Syrien, Irak und dem Jemen nicht gerecht. Notwendig wäre eine Politik der Kompromissbereitschaft und Diplomatie, die auf alle Kräfte zugeht, außer den islamischen Staat (ISIS) und al-Qaida. Maximalpositionen müssen sofort aufgegeben werden. Gleichzeitig steht die westliche Staatengemeinschaft in der Pflicht, den Opfern der zerstörten Gesellschaften in Irak, Libyen, Syrien und Jemen beizustehen und weltweit die Aufnahme und Neuansiedlung aller Geflüchteten zu organisieren. Auch Russland wird bezüglich der Geflüchteten seiner Verantwortung bisher nicht gerecht. Das schlechte Beispiel im Umgang mit den Geflüchteten setzt weltweit gefährliche Maßstäbe für eine Erosion von Menschenrechten und Menschlichkeit.
Die Frankfurter Rundschau hat in einem Artikel plastisch über den Zusammenbruch des libyschen Staates berichtet. Was wird geschehen, wenn im Ergebnis sich weitere Millionen Flüchtlinge auf den Weg machen müssen? Werden wir sie alle sterben lassen, obwohl es die westliche Staatengemeinschaft war, die die libysche Gesellschaft zerstörte? Was werden wir eigentlich tun, wenn es noch mehr Flüchtlinge wegen des Klimawandels geben wird? Anstatt kleinkariert und gnadenlos an der Abschottung Europas zu arbeiten, ist es Zeit, dass wir uns fragen und Konzepte erarbeiten, wie wir ein Vielfaches der aktuellen Flüchtlingsanzahl demnächst aufnehmen können - es sei denn, wir wollten uns millionenfachen Mordes wegen Unterlassens schuldig machen.
Bei ihrem Besuch in der Türkei bot Bundeskanzlerin Angela Merkel Geld, erleichterte Visa für Türken und ein Wegschauen bei Menschenrechtsverletzungen für das Festhalten von Menschen in der Türkei. Sie erwägt gar, die Türkei zum sicheren Herkunftsland zu erklären, obwohl Asylbewerber aus der Türkei gute Aerkenungschancen in der Europäischen Union aufgrund erlittener Verfolgung haben. Diese Diskussion tritt Menschenrechte mit Füßen und belegt, dass es Angela Merkel nicht um den Schutz von Menschenrechten, sondern um Menschenhandel geht. Sie möchte zwar keine Menschen kaufen, aber für deren Fernhaltung bezahlen, auch wenn die Menschenrechte der Preis sind. Folgerichtig überhörte sie einen Appell von 100 türkischen Akademikern, die Menschenrechtsverletzungen in der Türkei anzusprechen und dem türkischen Staatschef Erdogan keine Schützenhilfe im Wahlkampf zu leisten. Angela Merkel geriert sich medial als Freundin der Füchtlinge, ist aber in Wirklichkeit dabei, aus der europäischen Flüchtlingspolitik den letzten Rest an Menschlichkeit auszutreiben. Sie steht für eine Verrohung der Politik, die auch bei einem nicht unerheblichen Anteil der Bevölkerung festzustellen ist und die den Massentod von Flüchtlingen längst als hinnehmbaren Kollateralschaden der Abschottungspolitik akzeptiert hat.