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NRA: Eine brandgefährliche Organisation feiert in den USA öffentlich ihre Jahrestagung

(Kommentare: 1)

Virginia: Zentrale der NRA, einer der gefährlichsten Organisationen der USA (Urheber: http://commons.wikimedia.org/wiki/User:Bjoertvedt)

Vor wenigen Tagen erschoss in den Vereinigten Staaten ein Fünfjähriger seine Schwester. Es war ein Unfall mit dem eigenen Gewehr, welches das Kind im vergangenen Jahr geschenkt bekommen hatte. Wenige Wochen zuvor hatte in New Jersey ein Vierjähriger einen Sechsjährigen erschossen und in Tennessee ein Vierjähriger eine 48-jährige Frau.  Aber auch mit Schulmassakern sind die USA führend.

 

Kein Wunder, wenn wir uns die Zahlen auf der durch die Universität Sydney betrieben Webseite gunpolicy-org anschauen. Denn demnach gibt es in den USA  zwischen 270,000,0001 bis 310,000,0002 Schusswaffen in Privatbesitz. Auf 100 Bürger kommen also 101 Schusswaffen. Dies ist  zwar nicht Weltrang 1, aber doch Weltrang 14 von 178 Staaten. Im Jahr 2011 starben so in den USA 32,1637 durch Schusswaffen, hierunter 11,1017 Tötungsdelikte,  19,7667 Suizide und  851 tödliche Unfälle.

 

Bekannt ist, dass die Verfügbarkeit von Waffen Aggressionspotentiale steigern und die  Wahrscheinlichkeit eskalierender Auseinandersetzungen erhöhen kann. In der Sozialpsychologie spricht man hier von dem Waffeneffekt. Für einen Zusammenhang zwischen Strenge von Waffengesetzen, Anzahl von Waffen und Gewaltdelikten sprechen ebenfalls Daten des US amerikanischen Law Center to prevent gun violance.

 

Derweil gibt es in den USA nur sehr schwache gesetzliche Beschränkungen von Waffenbesitz und Waffenverkauf, die zudem noch nach Bundesstaaten variieren. Die Waffenhersteller florieren, wobei sich der Waffenhersteller Keystone gar auf Schusswaffen für Kinder und Jugendliche spezialisiert hat. Diese werden als „My First Rifle“ oder als „Qualitätswaffen für Amerikas Jugend“ beworben. In der Vergangenheit wurden sogar mit Schusswaffen posierende Kleinkinder von diesem Waffenhersteller in seiner Werbung eingesetzt.

 

Während nach jeder Schlagzeilen trächtigen Gewalttat und nach jedem Schulmassaker öffentliche Betroffenheit gezeigt und wohl auch erlebt wird, ist es Befürwortern strengerer Waffenregularien bisher nicht gelungen, diese Betroffenheit in wirksame gesetzliche Maßnahmen zu verwandeln.

 

So scheiterte zuletzt ein halbherziger, weil nach wie vor nur minimal den Waffenbesitz und –verkauf regulierende Gesetzesinitiative des US Präsidenten Obama an dem Widerstand von Republikanern, aber auch einigen Demokraten im Senat. Dabei sollte lediglich sicher gestellt, dass Waffen nicht an offensichtlich geistig gestörte oder kriminelle Menschen verkauft werden dürfen. Aber auch dies war den Befürwortern der Waffenfreiheit bereits zu viel.

 

Obwohl mehr als 90% der Bevölkerung in Anbetracht der sich wiederholenden Szenen von schießenden Kindern und Schulmassakern für eine Beschränkung des Rechtes auf Waffenbesitz sind, ist es erneut  nicht gelungen, diesen Willen der Bevölkerung auch nur ansatzweise politisch durchzusetzen.

 

Eine der Ursachen für das Scheitern aller Regulationsversuche und aller Wahrscheinlichkeit auch für einen Teil der Tötungsdelikte, Suizide und Schulmassaker mit Schusswaffen liegt in der Existenz und dem Auftreten einer Organisation, die soeben in Houston im Bundesstaat Texas ihre Jahresversammlung feiert und dabei entschiedenen Widerstand gegen alle Verschärfungen der Waffengesetze angekündigt hat. Gemeint ist die National Rifle Organisation (NRA)  unter ihrem derzeitigen Präseiten Chris Cox, der den Kampf gegen Beschränkungen des Waffenbesitzes als Ausdruck eines Kampfes für die Freiheit wähnt.

 

Sich selbst betrachtet die NRA – in geradezu wahnhaft anmutender Rhetorik – als die „größte Hoffnung der Freiheit, ihre größte Armee und ihre strahlendste Zukunft."

 

Mit mittlerweile mehr als 4 Millionen Mitgliedern ist die NRA – sicher nicht aus einer formaljuristischen, wohl aber  aus einer menschenrechtsbezogenen Sichtweise - die heute größte Verbrecherorganisation in den Vereinigten Staaten von Amerika. Ihre Lobbyarbeit und ihr Wirken haben eine Blutspur aufgrund durch Schusswaffen getöteter Menschen hinterlassen, die vermutlich erst versiegen wird, wenn die derzeit noch weitgehend schweigende Mehrheit der Bevölkerung aufwachen und tätig werden wird.

 

Bis es so weit kommt - so ist es zu befürchten - werden noch viele weitere Vierjährige ihre Geschwistern oder Eltern erschießen und noch viele weitere Jugendliche ihre Lehrer und Mitschüler massakrieren – selbstverständlich mit gemäß des Wunsches der NRA gänzlich legal erworbenen Schusswaffen!

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Kommentar von Taureck |

Das Second Amendment der US-Constitution von 1791erlaubt im Namen der "Security of a free State" Besitz und Tragen von Waffen für das Amerikanische "people." Insbesondere gilt dies für eine "well regulated Militia."
Was aber sind die Kriterien dafür, dass eine "well regultaed Militia" sich von einer straff organisierten Bande unterscheidet? Was hat die US-Legilative damals bewogen, die Abgrenzungskritien auszusparen? Waren sie nicht in der Lage vorauszusehen, dass ihr Versäumnis diese Gesellschaft darauf hinauslaufen lässt, nicht zwischen Schlussfolgerung und Schussfolgerung zu unterscheiden?