"Islamischer" Staat: Exekutionen sind die falsche Antwort auf den Terror
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Der „islamische“ Terror-Staat (IS, ISIS) hat soeben den jordanischen Piloten Muath al-Kasaesbeh bei lebendigem Leibe verbrannt. Jordanien kündigte eine →„erderschütternde“ Reaktion und die sofortige Hinrichtung mehrerer inhaftierter Islamisten an. Zwei dieser Hinrichtungen wurden bereits vollzogen, unter ihnen die Hinrichtung der gescheiterten Selbstmordattentäterin Sajida al-Rishawi .
Dies ist die falsche Antwort auf den Terror.
Brutalität gegen Brutalität und Mord gegen Mord, haben in der Vergangenheit den islamistischen Terror nicht wirksam bekämpft, sondern den Aufstieg des „islamischen“ Terrorstaates erst ermöglich. Im Windschatten von Rendition, Guantanamo, Folter, Drohnenexekutionen, NSA und der Kriege gegen Irak, Libyen sowie der militärischen Konfrontation in Syrien entstand der "islamische" Staat und gewann an Stärke.
Es war initial die →Politik der Bush, Cheneys und Rumfsfelds, die als Reaktion auf den 11. September den Brandbeschleuniger verteilte, aus dem der „islamische“ Staat später scheinbar explosionsartig entstand. Verschleppungen, Folter und Mord zerstörten die moralische Legitimität der westlichen Anti-Terror-Gemeinschaft und verleiteten weltweit Menschen, den Weg des Terrors zu beschreiten.
Obama setzte diesen verhängnisvollen Weg, trotz verbaler Distanzierung, fort, eskalierte die →Exekutionen durch Drohnen, die weltweit Tausende Unschuldige trafen, hielt Guantanamo geöffnet, beendete die Folter in Baghran und anderswo nicht und setzte in →Libyen und Syrien auf den Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Die Ernte ist der „islamische“ Staat, einschließlich der Verbrennung des Muath al-Kasaesbeh bei lebendigem Leibe.
Ursachenanalysen sind keine Rechtfertigungen. Die brutalen Morde des „islamischen“ Staates sind ohne Rechtfertigung. Sie zeigen, zu welcher Grausamkeit Menschen fähig sind, denen die Ideologie, die Macht und die Ermunterung gegeben werden, andere zu vernichten.
Beantworten wir aber Terror mit Terror und Mord mit Mord bekämpfen wir nicht den Terrorismus, sondern stellen uns mit ihm auf eine Stufe. Die vollstreckten Todessurteile in Jordanien sind weder Ausdruck eines entschiedenen Vorgehens gegen den Terrorismus noch Ausdruck eines Rechtsstaates. Sie sind Ausdruck primitiver Rache und erinnern an Geiselerschießungen. Die Exekutierten mögen Verbrecher gewesen sein, doch auch ihre Exekution ist ein Verbrechen.
Erst wenn es den westlichen Staaten und ihren Verbündeten gelingt, aus der Racheschleife auszusteigen, kann Hoffnung entstehen, dass der Kampf gegen den Terror doch noch gewonnen wird. Der Zorn, den das alle Maßstäbe der Menschlichkeit außer Kraft setzende letzte Verbrechen des "islamischen" Staates auslöst, darf nicht zu Rache und Exekutionen verleiten, sondern er bedarf einer rechtsstaatlichen Antwort.
Gewonnen werden kann der Kampf gegen den Terror nicht mit Bomben, Raketen und Exekutionen, wohl aber durch die →Vorbildfunktion einer rechtsstaatlich und solidarisch handelnden Völkergemeinschaft, die die Verständigung zwischen Völkern und Religionen in den Vordergrund stellt und dadurch das Reservoir austrocknet, aus dem sich immer wieder der Terror erheben wird, solange wir selbst meinen, zum Selbstschutz mit Terror reagieren zu können.
Muath al-Kasaesbeh war ein Muslim, der durch Menschen ermordet wurde, die diese Religion bar aller Orientierung an ihrer Lehre und Schriften für die Rechtfertigung von Morden instrumentalisieren. Den Verbrechen des "islamischen" Terror-Staates sollte es nicht erlaubt werden, den Blick auf die Realitäten zu verstellen. →Islamphobie und Fremdenfeindlichkeit will der "islamische" Staat streuen, um die durch solche Fehlentwicklungen marginalisierten Menschen auffangen und in weitere Träger des Terrors verwandeln zu können.
Insofern ist auch →Pegida die Saat des "islamischen" Staates und anderer Terroristen, die letztlich die Sicherheit aller gefährdet, je mehr sie aufgeht. Je stärker es aber gelingt, gerade jetzt Islamphobie und Fremdenfeindlichkeit keinen Raum zu lassen und zu einer Verständigung zwischen den Religionen und einer Begegnung der Menschen zu gelangen, desto schneller wird dem "islamischen" Staat und al Qaida die Nachwuchsrekrutierung erschwert werden. Denn auch wenn einzelne Menschen mit antisozialer Orientierung und Sadismus sich durch solche Bilder angezogen fühlen mögen, kalkulieren die Islamisten falsch, wenn sie glauben, durch Mord, Terror und Schrecken eine Mehrheit in den beanspruchten Gebieten in ihren Bann ziehen oder halten zu können.
Der Kampf gegen den Terror muss zum Kampf um die Köpfe und Herzen der Menschen werden und die Mittel müssen Rechtsstaatlichkeit, Gerechtigkeit und Solidarität sein, wenn der Kampf gewonnen werden und nicht ewig fortdauern soll.
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Kommentar von Erika Bordbar |
Ein frommer Wunsch,..aber eben nur ein Traum.
Dieser Kampf wird nit Waffen entschieden,..ansonsten haben wir ihn bereits verloren.
Ängstliche Menschen wehren sich nicht, wo kämen sonst die Millionen Flüchtlinge her?
Handeln ist gefragt und keine Solidarität auf dem Papier.