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Ebola-Epidemie: Mord durch Unterlassen

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Seit Monaten erklärt die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ der Weltgemeinschaft, dass sie bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie und der Versorgung der Erkrankten an ihr Limit gekommen sei.  Seit Monaten reagiert die internationale Gemeinschaft mit Bedauern und Untätigkeit.  Die reichen westlichen Staaten kehren dem Elend in Afrika den Rücken zu. Sie entziehen sich ihrer Pflicht und überlassen die Versorgung der Kranken einer privaten Hilfsorganisation und im Übrigen dem kubanischen Staat.

 

Das kleine und finanzschwache Cuba stellt mittlerweile mehr als die Hälfte des internationalen medizinischen Fachpersonals, welches in Afrika gegen Ebola kämpft. Der kubanische Staat steht beim Kampf für die Eindämmung der Ebola-Epidemie und die Behandlung der Patienten gemeinsam mit der privaten Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen an vorderster Front, aber auch allein gelassen und auf verlorenem Posten, 

 

Mittlerweile wissen wir, dass es ein offensichtlich wirksames Medikament gegen Ebola bereits gibt. Es wurde zur Rettung des Lebens US-amerikanischer Staatsbürger erfolgreich  eingesetzt. Doch in der Logik derjenigen, für die Menschenwürde teilbar ist, waren es Afrikaner offenbar bereits im Vorfeld nicht wert, ausreichende Mittel zu mobilisieren, um dies Medikament für alle künftigen Betroffenen von Ebola in Afrika zur Verfügung zu stellen. Dabei ist das periodische Auftreten von Ebola-Ausbrüchen in Afrika seit Jahrzehnten bekannt.  

 

Das Verhalten der westlichen Staatengemeinschaft gegenüber den von Ebola betroffenen Menschen in Afrika ist symptomatisch. Menschlichkeit wird in Sonntagsreden beschworen, Indifferenz gegenüber menschlichem Leid ist an der Tagesordnung.  Diejenigen, die einen moralischen Führungsanspruch erheben, sind bereit und fähig, Kriege gegen Menschen und Staaten zu führen, nicht aber gegen Krankheiten.

 

Jetzt aber könnte sich die Untätigkeit gegen Ebola zusätzlich als Dummheit erweisen:

 

Ein hochrangiger Mitarbeiter der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde warnt vor einer weltweiten Ebola-Pandemie. Es müsse verhindert werden, dass Ebola zur nächsten „Aids-Epidemie“ werde. UN Generalsekretär Ban Ki-moon erklärt derweil, dass die Mittel zur Bekämpfung der Ebola Epidemie um den Faktor 20 ansteigen müssten. Die Anzahl der Fälle steige exponentiell an und es gebe keine Zeit mehr für Konsultationen. Dass die internationale Gemeinschaft im Kampf gegen Ebola zurück geblieben ist, gesteht auch Weltbankpräsident Jim Yong Kim ein.  Das US-Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (US Centers for Disease Control and Prevention) sagt vorher, dass die Anzahl der Ebola-Fälle bis Januar auf 1,4 Millionen ansteigen könnte, es sei denn, es würden durchgreifende Maßnahmen gegen die Infektions-Ausbreitung unternommen. 

 

Man hatte vergessen, dass in der globalisierten Welt sich Reiserouten zwischen Ländern und Kontinenten auf Stunden reduzieren. Man unterstellte eine Beschränkung von Ebola auf den afrikanischen Kontinent, für die eine Gewähr weder existierte noch existiert. Man wollte die betroffenen afrikanischen Menschen sich selbst überlassen, damit sich die Ausbreitung durch den Tod der Betroffenen von selbst erledige. Man wollte keine Ressourcen für das Leben von ein paar Tausenden Afrikanern verwenden; Ressourcen, die man beispielsweise braucht, um das Bollwerk der westlichen Staatengemeinschaft gegen Flüchtlinge zu perfektionieren. Auch hier werden Abertausende Tote pro Jahr in Kauf genommen.

 

Selbst jetzt, wo die Epidemie außer Kontrolle gerät, gibt es keinerlei Bemühen seitens der sogenannten internationalen Gemeinschaft, auf Hochtouren das verfügbare Medikament gegen Ebola in ausreichenden Mengen zu produzieren. Selbst wenn es Milliarden kosten würde, es wäre das, was von einer Gemeinschaft und sicherlich von denen, die innerhalb dieser Gemeinschaft einen Führungsanspruch erheben, zu erwarten wäre.

 

Für Waffen und Krieg sind Milliarden verfügbar, der Bekämpfung der Ebola Epidemie wird mit Geiz und kurzsichtiger Sparsamkeit begegnet. Lediglich eine bessere Kontrolle an Flughäfen wird angestrebt. Es gilt das Motto, das Elend möglichst von sich fern zu halten. Die Betroffenen sollen in Afrika allein ihrem Schicksal überlassen werden. Man will nur sich selbst sichern, anstatt die Bürde der Krankheit, die weder Afrika noch Ärzte ohne Grenzen oder Kuba alleine bewältigen können, mit zu tragen. Statt allein auf Eigensicherung zu setzen, würde eine internationale Gemeinschaft, die den Namen Gemeinschaft verdient, umgehend Fachpersonal und medizinisches Know How bereitstellen und ohne Verzögerung mit der Massenproduktion des verfügbaren Ebola-Medikamentes beginnen. Koste es, was es wolle,  weil Menschenleben, um mit den Worten des ehemaligen japanischen Ministerpräsidenten Takeo Fukuda zu sprechen, mehr wiegen als der Erdball. 

 

Sollte Ebola – was nicht wahrscheinlich, aber möglich ist - den Sprung von Afrika in die westlichen Industriestaaten schaffen und sich dort ausbreiten, würde die eigene Kaltherzigkeit auf diejenigen zurückfallen, deren Untätigkeit gegenüber Ebola bereits jetzt nur als Mord durch Unterlassen bezeichnet werden kann.

 

Wer in Anbetracht ihres Versagens beim Kampf gegen Ebola noch von einer moralischen Überlegenheit der westlichen Wertegemeinschaft spricht, der hat nicht nur jeden Maßstab für Moral, sondern auch den Verstand verloren. 

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